Es war eines der ersten sogenannten Superfoods der vergangenen Jahre. Es wurde zum extrem gesunden Nahrungsmittel hochstilisiert, das eine schier unglaubliche Breitbandwirkung besitzen soll und durch dessen Einnahme einer Vielzahl von Erkrankungen vorgebeugt und bestehende Leiden gebessert werden. Kokosöl war auf einmal in aller Munde und natürlich gab und gibt es unzählige Produkte daraus oder damit. Vom reinen, kaltgepressten Öl bis hin zum Bestandteil von Nahrungsmitteln, Naturheilmitteln und Kosmetik.
Mit einem Vortrag, der in YouTube veröffentlicht und zum viralen Hit wurde, konterte die Professorin Dr. Dr. Karin Michels, die am Universitätsklinikum Freiburg lehrt, den Überschwang an Positiven mit mindestens genauso viel Überschwang an Negativem zum Thema Kokosöl. Sie erklärte in diesem Vortrag das Kokosöl rundweg zum reinen Gift und dies gleich mehrmals. Es ist kaum zu erklären, was eine Wissenschaftlerin dazu getrieben hat, sich so vehement gegen Kokosöl auszusprechen. Leider ist dies von ihr selbst auch nicht zu erfahren, denn nach dem Video und dem Hype darum, kam von ihr nur ein schriftliches Statement, indem interessanterweise von dem „Gift“ Kokosöl nicht mehr die Rede war.
Ein guter Dramaturg würde nun einen Spannungsbogen aufbauen, um dann ganz zum Schluss eine alle befriedigende Lösung zu offenbaren. Das Problem dabei ist, das es keine für alle befriedigende Lösung gibt. Aber es gibt ein paar Antworten und es können zumindest drei Aussagen getroffen werden, die alles ein bisschen ins rechte Licht rücken:
Es ist vor allem die dritte Aussage, die von Bedeutung ist. Die meisten Menschen reduzieren ihre Vorstellung von der Wirkweise eines Stoffes auf eine Momentaufnahme. Zu viel Salz ist nicht gut, zu viel Zucker ist nicht gut usw. Dabei wird fast immer außer Acht gelassen, das sich die Ernährung eines Menschen und deren Folgen nicht aus dem Moment und einem Stoff ergibt, sondern in der Regel aus jahrelangem Konsum der unterschiedlichsten Produkte. Deshalb besitzen zum Beispiel Studien zur Ernährung kaum Aussagekraft. Wenn irgendjemand anführt, dass zur Wirkweise von Kokosöl auf den Menschen eine Studie durchgeführt wurde, so kann es sich nicht um eine fundierte wissenschaftliche Studie handeln. Das geht schlichtweg nicht, doch warum? In der Wissenschaft ist nicht einfach das Ergebnis entscheidend, sondern vielmehr die Methodik, mit der das Ergebnis erzielt wurde. Eine empirisch wirksame Studie verlangt einen Rahmen, der nachvollziehbar ist. Das bedeutet, alle Probanden einer Studie zur Wirkweise von Kokosöl oder welchem Stoff auch immer, müssten gleich alt sein, männlich oder weiblich, gemischt geht nicht und, nun kommt das unmögliche, sie müssten sich alle bisher gleich ernährt haben.
Es gibt bestimmte Hinweise oder Auslöser in der Wechselwirkung von Stoffen, die es den Forschern erlaubt, Hochrechnungen anzustellen. Hinzu kommen die einzelnen Bestandteile des Stoffes, die in ihrer vorhandenen Menge von Bedeutung sein können, es handelt sich aber immer nur um Wahrscheinlichkeiten, keine auf jeden einzelnen Menschen zutreffenden Tatsachen. Um nun wieder zum Kokosöl zurückzukommen. Kokosöl ist schlicht ein Fett, das von den Inhaltsstoffen her so gesund oder ungesund ist wie etwa Butter oder Palmöl. Alle drei übrigens Fette, die sich in vielen Produkten der Nahrungsmittelindustrie finden und dies schon seit Jahrzehnten.
Statt auf Gesundheitsgurus, undifferenzierte YouTube-Videos oder die Werbung, sollte jeder und jede etwas genauer auf den eigenen Körper hören. Für alles andere darf nun doch noch ein Guru zitiert werden, der vor genau 480 Jahren folgende Weisheit veröffentlichte:
„Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die Dosis macht’s, dass ein Ding kein Gift sei.“ Der Mann hieß Paracelsus, war ein Schweizer Arzt und wusste sehr wohl, wovon er sprach.
November 2018
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