DMSO – ein Nebenprodukt der Holzindustrie wird zum Heilmittel. Gefahr und Nutzen liegen dicht zusammen. Schon vor über 50 Jahren berichtete der „Spiegel“ von einer damals neuen Wundermedizin aus dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dem DMSO oder Dimethyl-Sulfoxid. Der Bericht des Nachrichten-Blattes war jedoch eher eine Warnung vor den möglichen Folgen der Anwendung. Tatsächlich hatten zu diesem Zeitpunkt, im Jahr 1965, bereits vier deutsche Pharmafirmen für DMSO vom Bundesgesundheitsamt die Zulassung als Heilmittel erhalten, obwohl die FDA, die US-amerikanische Lebensmittel- und Arzneimittelbehörde, bis heute DMSO für nur eine einzige Anwendung, bei der interstitiellen Blasenentzündung, als Medikament zuließ.
Rechtlich gesehen ist DMSO in Deutschland schon lange wieder nur das, was es eigentlich seit seiner Entdeckung war, ein Lösungsmittel, das als Nebenprodukt der Papierherstellung anfällt. Dazu noch ein durchaus starkes Lösungsmittel, das nur in Glasbehältern erhältlich ist und herkömmliche Kunststoffe angreift. Auch wenn auf den vielen deutschsprachigen Webseiten suggeriert wird, das DMSO ein zugelassenes Arzneimittel sei, in Deutschland ist dies nicht der Fall. Trotzdem ist es ein Arzneimittel, zumindest dann, wenn zum Beispiel in die Schweiz geblickt wird. Dort ist DMSO ein Arzneistoff zur äußerlichen Anwendung, nicht jedoch zur Einnahme. Auch andere Länder haben DMSO als Arzneimittel zugelassen, allerdings steht die Schweiz in jeder Beziehung für eine besondere Sorgfalt und für eine gründliche Vorgehensweise, weshalb durchaus die Annahme bestehen darf, das DMSO eine therapeutische Wirksamkeit besitzt. Allerdings längst nicht in dem geradezu gigantischen Ausmaß, in dem das Mittel auf so mancher Seite angepriesen wird.
Der wohl interessanteste Aspekt an Dimethyl-Sulfoxid in Bezug auf die Humanmedizin ist dessen Fähigkeit, unglaublich schnell in den Körper einzudringen und dabei jede biologische Schranke zu überwinden. Dazu ist DMSO sowohl wasser- wie fettlöslich und damit die ideale Trägersubstanz für andere Medikamente. So wird etwa die Wirkung von äußerlich aufgetragenem Kortison mittels DMSO um ein vielfaches verstärkt, aber auch Schmerzmittel wirken damit schneller und intensiver.
DMSO selbst besitzt antioxidative, entzündungshemmende, gefäßerweiternde, schmerzstillende, antimikrobielle und wundheilungsfördernde Eigenschaften. Bei der Umwandlung im Körper von DMSO zu DMS (Dimethylsulfid) erfolgt dessen Ausscheidung über die Haut und den Atem, was sich durch einen mitunter starken Knoblauchgeruch bemerkbar macht.
In der Schweiz findet sich DMSO in Arzneimitteln zur äußerlichen Anwendung gegen Schwellungen, Entzündungen und Schmerzen. Der Anteil an DMSO beträgt dabei maximal 50 %, meist jedoch weniger. In der Gegenanzeige sind unter anderem Überempfindlichkeiten angegeben sowie die Maßgabe das DMSO nicht für Kinder, Schwangere oder stillenden Frauen geeignet ist.
Als frei auf dem Markt erhältliches Lösungsmittel kann DMSO im Prinzip fassweise gekauft werden. Aber selbst in den angeblich pharmazeutisch reinen 99 % Lösungen der Online-Händler, die zum Beispiel in Deutschland verkaufen, ihren Sitz aber auf Malta haben, steckt viel gefährliches Potenzial.
Das diese Händler DMSO als Wundermittel für alles anpreisen, wundert eben nicht. Eigentlich fehlt nur noch, dass angegeben wird, dass mit DMSO amputierte Gliedmaßen wieder nachwachsen. Das wirklich schlimme an der Geschichte ist, dass dabei DMSO zur oralen Einnahme oder sogar in Form einer Injektion angeboten wird. Natürlich vom Laien selbst zu Hause gemixt oder pur. Die Unverantwortlichkeit dieser „Empfehlungen“ besitzt durchaus eine kriminelle Charakteristik, denn würde DMSO in Reinform gespritzt oder geschluckt, hätte dies starke Verätzungen der inneren Organe zur Folge. Davon abgesehen nimmt DMSO als Lösungsmittel jede Substanz auf und vermischt sich mit ihr. Nun haben die wenigsten Menschen in ihren vier Wänden einen Reinraum mit Edelstahlausstattung und Unterdruckatmosphäre, um eine derartige Vermischung zu vermeiden. Der Küchentisch, auch wenn vermeintlich sauber abgewischt, wimmelt nur so von Keimen und Bakterien. Die Hände ebenso. Die Händler erklären aus Gewinnsucht die Kunden kurzerhand zu ausgebildeten Pharmazeuten und Laboranten, um ein eigentlich lächerlich billiges Lösungsmittel, das in der Herstellung etwa 3 Eurocent pro Liter kostet, völlig überteuert als Medizin loszuschlagen.
Es ist keine Frage, das DMSO gegen Schmerzen wirkt, aber auch gefährlich ist, wenn es unsachgemäß angewandt wird, was eigentlich für jeden Stoff dieser Erde gilt, sogar für Wasser. Nur besitzt DMSO ein sehr hohes Gefährdungspotenzial bei sehr geringer Dosierung. Nicht umsonst sind Mittel zum Einreiben mit DMSO in Schweizer Online-Apotheken grundsätzlich rezeptpflichtig.
Juni 2019
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