Jiaogulan – chinesische Unsterblichkeit?

Ein Kürbisgewächs aus Asien macht von sich reden, durch seine Inhaltsstoffe, aber auch durch angebliche Verbote.

Das Kürbisgewächs Gynostemma pentaphyllum besitzt in China, genauer in der Provinz Guizhou, den Namen „jiaogulán“, im deutschen zu Jiaogulan vereinfacht, was wiederum Kraut der Unsterblichkeit bedeutet.

Um es vorweg zu nehmen, weder die Pflanze selbst, noch Menschen die Teile von ihr Essen oder als Tee trinken, erreichen Unsterblichkeit. Angeblich erhielt die Pflanze Jiaogulan ihren chinesischen Namen aufgrund überdurchschnittlich vieler Hundertjähriger in der Provinz Guizhou, die bevorzugt Jiaogulan-Tee getrunken haben. Da diese Geschichte eine Überlieferung aus den Anfängen des 15. Jahrhunderts ist, lässt sich das heute kaum noch nachvollziehen. Gynostemma pentaphyllum ist in ganz Südostasien verbreitet und kommt inzwischen auch in anderen Subtropen und Tropenländern vor. Sie hat dementsprechend vermutlich viele regional gefärbte Namen. Unsterblichkeitskraut hört sich natürlich gerade in Bezug auf die Vermarktung als Naturheilmittel sehr absatzfördernd an.

Der lateinische Name Gynostemma pentaphyllum stammt von dem japanischen Botaniker Makino Tomitaro, der ihn der Pflanze im Jahr 1902 gab. Dieser bezieht sich auf die in der Pflanze konzentriert vorkommenden Gynosaponine, aber in keiner Weise auf China oder etwa auf Unsterblichkeit. Bereits zuvor wurde die Pflanze von einem schwedischen und einem deutsch-niederländischen Botaniker beschrieben, die die Pflanze zwar im asiatischen Raum fanden, sie aber nicht einzig und allein der chinesischen Region Guizhou zuordneten.

Was ist dran am Hype um Jiaogulan?

In Asien ist die Jiaogulan-Pflanze seit Jahrhunderten ein Bestandteil der Natur-Apotheke, sie wird aber auch einfach nur als Nahrungsmittel genutzt. Das hat durchaus seine Berechtigung, denn die Inhaltstoffe der Jiaogulan sind für eine gesunde Ernährung genauso gut wie zur Vorbeugung und Unterstützung des Heilprozesses einer ganzen Reihe von Krankheiten.

In ihrer medizinischen Wirkweise, aber auch bezüglich ihres Geschmacks ähnelt sie dem Ginseng, wobei die Jiaogulan den Vorteil besitzt, aufgrund der in ihr vorhandenen Polysaccharide süsser und angenehmer als der Ginseng zu schmecken. Als Tee zubereitet, benötigt Jiaogulan weder Zucker noch Süßstoff. Doch hier ein kurzer Überblick über die wichtigsten Inhaltsstoffe:

Obwohl bei allen Heilpflanzen die gesamte Stoffmischung wichtig ist, dürfen die in der Jiaogulan vorkommenden Saponine ruhig in den Vordergrund gestellt werden. Saponine kommen in vielen Pflanzen vor, jedoch nicht in einer so großen Vielfalt wie im Jiaogulan. Bisher wurden über 100 verschiedene Saponine in ihr identifiziert. Saponine sind organisch chemische Verbindungen und stellen eine Untergruppe der Glykoside dar. Ihre große strukturelle Vielfalt macht sie als Stoffmischung in der Jiaogulan-Pflanze zu einem Heilmittel mit Breitbandwirkung. So konnten folgende biologisch-pharmazeutische Eigenschaften durch die Einnahme von Jiaogulan beobachtet werden:

Saponine unterstützen zudem den Darm bei der Aufnahme anderer Inhaltsstoffe. Allerdings wirkt sich dies bei vorliegenden Darmentzündungen kontraproduktiv aus. Vermutet wird zudem die präventive Wirkung gegen Darmkrebs, da die Saponine die Zellteilung im Darm hemmen.

Jiaogulan aktuell nur als Duftkraut erhältlich

Wie so viele andere Produkte fällt auch die Vermarktung von Jiaogulan-Blättern beziehungsweise Pulver zur Nahrungsergänzung oder als Naturheilmittel unter die seit 2015 bestehende Novel Food Verordnung. Da in der EU keine oder noch keine Zulassung besteht, wird sie als Duftkraut verkauft. Sie ist keineswegs in der EU verboten, wie vielerorts herumgetönt wird. Eine Packung mit 20 Samen kostet gerade einmal 3 Euro und aus einer einmal gezogenen Pflanze können wiederum Ableger genommen werden, was einfacher als die Samen-Aufzucht und letztlich wesentlich preiswerter als die „Duftkraut-Angebote“ in den Online-Shops ist. Als Zimmerpflanze in einer Hängeampel liefert die lang rankende Jiaogulan (bis zu 8 m) jederzeit die gesunde Beilage zu Salaten, für Gemüse oder eben für den Tee.

Juni 2019




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