Es sind natürlich weder Medikamente der Schulmedizin, noch sind es wirklich Naturheilmittel. Placebos geben nur vor, wirksam zu sein. Trotzdem zeigen sie mitunter Wirkung und Placebos sind keineswegs eine Erfindung der Neuzeit.
Die Bezeichnung Placebos für nur scheinbar wirksame Heilmittel fand ihren Einzug in die Medizin irgendwann im 18. Jahrhundert. Doch schon lange vorher bestand die Idee, den oder die Patientin nur glauben zu lassen, dass eine Handlung oder ein Mittel wirksam gegen die jeweilige Krankheit sei. So wurden früher Krankheiten „besprochen“ oder eher beschworen und der vor rund 2400 Jahren in Griechenland lebende Philosoph Plato vertrat die Meinung, dass Worte durchaus Krankheiten heilen konnten. Er war zudem der Ansicht, dass es nicht immer gut ist, dem Patienten die volle Wahrheit über seinen Gesundheitszustand zu sagen.
Dem Kranken also unwirksame Mittel zu geben oder die Krankheit durch Besprechen, Handauflegen oder mittels der Mesmeration (eine Idee des Arztes Franz Anton Mesmer) heilen zu wollen, besitzt eine sehr lange Tradition und wurde zudem sehr häufig angewendet. Meist einfach deshalb, weil schlicht keine andere wirksame Medizin zur Verfügung stand.
Das hat sich heute geändert, weshalb im 20. Jahrhundert das Placebo üblicherweise in Verbindung mit Studien eingesetzt wird, um an Patienten unbeeinflusst von psychischen Reaktionen die Wirkungen und Nebenwirkungen von Medikamenten zu testen.
Viele Studien zeigten ein oft verblüffendes Resultat. Die Probanden, denen Placebos verabreicht wurden, zeigten nicht selten die gleichen Reaktionen wie die Probanden, die die echte Medizin verabreicht bekamen. Dieser Prozentsatz war so hoch, das sich gerade im 20. Jahrhundert viele Ärzte intensiv mit dem Placebo-Effekt beschäftigten.
Dass die Wirkung von Placebos nicht einfach nur auf dem Glauben an die Wirksamkeit beruht, konnte in den 1970er-Jahren nachgewiesen werden, und zwar mithilfe von Mäusen. Die Mediziner Robert Ader und Nicholas Cohen behandelten Mäuse, die an einer Immunkrankheit litten, zunächst mit einem immunsuppressiven Medikament. Nach und nach ersetzten sie das wirksame Medikament gegen Zuckerwasser. Die Wirksamkeit blieb dieselbe. Das bedeutet, dass es körpereigene Prozesse gibt, die unabhängig von der Psyche funktionieren. Hier muss einschränkend erklärt werden, dass dies nicht bei jeder Krankheit funktioniert. Immerhin gibt es ernstzunehmende Schätzungen, die auf anonymen Umfragen unter Ärzten beruhen, dass die Wirkung auch modernster Medikamente zu einem guten Teil auf dem Placebo-Effekt beruht.
Dass der Glaube an die Wirksamkeit eines Medikamentes oder eines Naturheilmittels ein wichtiger Bestandteil des Behandlungserfolges ist, steht heute zweifelsfrei fest. Vor allem in der Schmerztherapie zeigt der Placebo-Effekt große Erfolge. Es ist nachgewiesen, das über die Psyche biochemische Prozesse ausgelöst werden, die Krankheiten oder Symptome positiv beeinflussen.
Die vielen Studien über das Phänomen Placebo haben aber auch gezeigt, das nicht jede Person darauf anspricht. Im Durchschnitt sind es etwa 35 %, die auf Placebos positiv reagieren. Die wichtigsten Faktoren hierbei sind die Erwartungshaltung und die Konditionierung.
In Bezug auf die Erwartungshaltung geht es um die Einstellung des Patienten sowohl zum angeblich verabreichten Medikament als auch um die Art der Vergabe. Injektionen werden hierbei höher bewertet als die orale Verabreichung. Es konnte sogar nachgewiesen werden, dass der hohe Preis eines Medikamentes den Placebo-Effekt verstärkt.
Die Konditionierung eines Patienten beruht darauf, dass einem natürlichen Reflex ein neuer Reflex hinzugefügt wird. Hierbei handelt es sich um einen unbewussten Placebo-Effekt. Wird zum Beispiel einem Patienten ein echtes Medikament immer zusammen mit einem Bonbon verabreicht, das dem Patienten gut schmeckt, löst zunächst das Medikament die Reaktion im Körper aus. Nach einer bestimmten Zeit wird zu dem Bonbon statt des Medikamentes ein Placebo verabreicht. Trotzdem erfolgt eine Reaktion im Körper, als wenn weiterhin das echte Medikament eingenommen wird.
Selbst bei operativen Eingriffen gibt es Placebos. In verschiedenen Experimenten wurden Patienten eine Operation nur vorgespielt und mit leichten Hautschnitten belegt. Trotzdem besserte sich der Zustand der scheinbar operierten Personen. Manchmal kann die Lüge einfach besser als die Wahrheit sein.
Februar 2019
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