Den meisten Menschen ist der Schweizer Arzt und Gelehrte Theophrastus Bombast von Hohenheim nur durch einen Satz bekannt, der von ihm stammt und im Original heißt: „Alle Dinge sind Gift, und nichts ist ohne Gift; allein die dosis machts, daß ein Ding kein Gift sei.“ Der Mann, der im Jahr 1493 in der Schweizer Kleinstadt Egg geboren wurde und sich mit 20 Jahren selbst in Paracelsus umtaufte, starb ironischerweise mit erst 47 Jahren an einer Quecksilbervergiftung. In seinen Lebensjahren war Paracelsus ein streitbarer Mediziner, der der modernen Schulmedizin genauso wie der Naturheilkunde den Weg wies.
Paracelsus, der in Wien Medizin studierte und im italienischen Ferrara die Doktorwürde verliehen bekam, hielt im Laufe seines Lebens mit seiner Meinung nicht hinter dem Berg, was ihm jede Menge Ärger einbrachte. So musste er aus Salzburg fliehen, weil er für die Aufständischen im deutschen Bauernkrieg Partei ergriff. In Basel hielt Paracelsus Vorlesungen auf Deutsch und nicht wie damals üblich in Latein. Auch konnte jeder die Vorlesungen besuchen, wiederum ein Novum. Letztlich floh er auch aus Basel wegen drohender Gerichtsverfahren in das nahe liegende Elsass. Nach verschiedenen Stationen in Deutschland kam er letztlich nach Salzburg zurück, wo er die letzten sechs Jahre seines Lebens verbrachte. Sein Tod steht vermutlich in engem Zusammenhang mit der Syphilis, die aus dem damals neu entdeckten Amerika eingeschleppt wurde. Deren Behandlung wurde zu jener Zeit mit Quecksilberdämpfen durchgeführt, auch von Paracelsus. Tatsächlich wusste Paracelsus schon damals von der Gefährlichkeit des Quecksilbers, weshalb angenommen wird, dass er selbst an der Syphilis erkrankt ist und bei dem Versuch der Selbstheilung eine Überdosierung vornahm.
Vieles was Paracelsus und seine Kollegen der damaligen Zeit lehrten und erforschten, wird heute in die Schublade der Magie und Hokuspokus gesteckt. Doch bei genauerer Betrachtung kann festgestellt werden, das Paracelsus als erster Mediziner einen Zusammenhang zwischen Körper, Psyche und dem Umfeld des Patienten erkannte. Während zu dieser Zeit die vorherrschende Meinung galt, dass im Körper „vier Säfte“ für den Gesundheitszustand verantwortlich sind und es diese zu regulieren gilt, erfolgte bei Paracelsus bereits eine ganzheitliche Betrachtung.
Obwohl auch er hochgiftige Mittel wie Arsen oder eben Quecksilber einsetzte, um Menschen zu „heilen“, orientierten sich seine Methoden weit mehr an der Naturheilkunde als dies seine Kollegen taten, deren damaliges Patentrezept vorzugsweise der Aderlass war. Paracelsus bezog sein Wissen auch von den Kräuterweibern, den Bauern und dem fahrenden Volk. Er erfasste und katalogisierte einheimische Pflanzen und ihre Wirkung als Medizin. Dabei legte er sich wiederum mit anderen Ärzten und auch Händlern an. Schon damals wurden angebliche Wundermittel (Superfoods?) aus exotischen Ländern für teures Geld importiert und verkauft. Paracelsus bezweifelte deren Wirksamkeit und wurde prompt von der mächtigen Handelsdynastie der Fugger abgestraft, indem sie die Veröffentlichung eines seiner Lehrbücher über das Thema verhinderten.
Der Mediziner, der einen Großteil seiner jungen Lebensjahre in Klöstern verbrachte, besaß eine tiefe Religiosität. Diesen Verband er mit weiteren Elementen zu seinem Konzept der ganzheitlichen Heilung, die folgende Bereiche mit einbezog:
Daraus entstanden nicht einfach nur medizinische Verfahren und Arzneimittel auf natürlicher Basis. Vielmehr entwickelte er eine Weltanschauung, die bis heute Gültigkeit besitzt.
Während Paracelsus zu Lebzeiten und auch Jahre nach seinem Tod mehr Feinde als Freunde besaß, überzeugte sein Handeln und Wirken die nachfolgenden Medizinergenerationen doch. Schon im 16. Jahrhundert trat ein Wandel ein, beispielsweise bei der Ernährung. Paracelsus verteufelte zum Beispiel den hohen Zuckeranteil in den Speisen an den Adelshöfen und propagierte, das Süßspeisen den Abschluss einer Mahlzeit bilden sollten. Das kommt einem doch irgendwie bekannt vor, oder? Diesen Vorschlägen wurde nachgekommen. Die Mediziner des 17., 18. und 19. Jahrhunderts sahen in Paracelsus ein Vorbild und auch im 20. und 21. Jahrhundert erkennt die Ärzteschaft die Leistungen des Theophrastus Bombast von Hohenheim an. Viele naturheilkundliche Erkenntnisse wären wohl erst verspätet oder nie ans Licht der Öffentlichkeit gelangt, wenn es den streitbaren Schweizer nicht gegeben hätte.
Januar 2019
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